4. Mitgliederkonzert

„La valse de l’adieu“ - Wiederentdeckter und restaurierter Stummfilm über Episoden aus Chopins Leben

Was für ein ergreifend-freudiger Jahresauftakt 2019 für die Chopin-Gesellschaft Hamburg+Sachsenwald e.V.: die russische Pianistin Elizaveta Ivanova und der französische Musikwissenschaftler Jean-Yves Patte gestalteten gemeinsam mit Rolf Nerlich aus dem Vorstand der Gesellschaft das Programm des bewegenden Jahresauftakts. Den Gästen wurde mit Jean-Yves Pattes begleitenden Worten und Elizaveta Ivanovas bezauberndem Klavierspiel eine einmalige Vorführung des wiederentdeckten Stummfilms La valse de l’adieu des Regisseurs Henry Roussell aus dem Jahr 1927 geboten. Die Uraufführung des Films fand im Oktober 1927 im Salle Pleyel in Paris statt.

Harmonisches Gesamterlebnis auf drei Zeitebenen

Prof. Hubert Rutkowski hieß die ca. 80 Gäste sowie den polnischen Vizekonsul Adam Borkowski im Mendelssohn-Saal der Hochschule für Musik und Theater Hamburg herzlich willkommen. Eine Veranstaltung dieser Art, wie sie am 27. Januar 2019 stattgefunden hat, wäre ein „Experiment“, auf das er sehr gespannt sei, ließ Prof. Hubert Rutkowski verlauten.

Das diesjährige Mitgliederkonzert führte parallel in drei zeitliche Ebenen. Die Gäste lauschten Klaviermusik auf einem modernen Steinway-Flügel zum Stummfilm La valse de l’adieu aus dem Jahr 1927, der Episoden aus Chopins Leben zeigt. Jean-Yves Patte präsentierte beim 4. Mitgliederkonzert Fotografien aus der Zeit des Stummfilms. Seine wertvollen Hintergrundinformationen gaben u. a. Aufschluss über die Geschichte des Films. Bei einem Brand wurden Filmrollen von La valse de l’adieu zerstört und erst in den letzten Jahren ist der Film in Teilen wieder abspielbar. Um die Zeit zu Chopins 200. Geburtsjahr wurden wieder aufgefundene Filmrollen aus Paris und London restauriert, auf deren Grundlage die Filmrekonstruktion erfolgte.

Elizaveta Ivanova fing die melancholische Stimmung des Stummfilms La valse de l’adieu auf dem Steinway-Flügel ein und ermöglichte den Gästen ein reales Stummfilmerlebnis. Sie orientierte sich an den Filmszenen und interpretierte, auf die Szenen abgestimmt, Werke Chopins. Ihr Spiel verschmolz regelrecht mit dem Film La valse de l’adieu, so dass es zeitweilig schien, als bewegten sich die Filmbilder zu Elizaveta Ivanovas lyrischem Spiel.

Elizaveta Ivanova und Jean-Yves Patte bewirkten mit Rolf Nerlich als Vortragender der deutschen Übersetzungen der französischen Stummfilmtexte auf drei Zeitebenen ein harmonisches Gesamterlebnis des Stummfilm-Vorführung La valse de l’adieu. Das vollends gelungene „Experiment“ La valse de l’adieu fand beim anschließenden Sektempfang und bei Gesprächen einen angenehmen Ausklang.

Von Nora Ebneth, 29.01.2019