Virtuosität und Spielfreude

Mit Clara Biermasz (Klavier) und Reinhard Latzko (Cello) sowie Laura Mota Pello auf der Startbühne

„Wir befinden uns nicht in der Elbphilharmonie, sondern in Schloss Reinbek“, bekundete Herr Prof. Hubert Rutkowski in seiner Begrüßungsrede zum Konzertabend. In Räumlichkeiten, ähnlich dem Konzertsaal in Schloss Reinbek, hielt Schubert die Schubertiaden ab, die auch heute noch veranstaltet werden. Das Konzert am 17.05. fand im romantischen Flair dieser Schubertiaden statt. In Zusammenhang mit Chopins Musik könnte es aber eher als „Chopiniade“ erkannt werden.

Laura Mota Pello eröffnete mit einer eindrucksvollen Interpretation von drei Chopin-Stücken diese „Chopiniade“ auf Schloss Reinbek. Die 16-Jährige nahm bereits an Meisterkursen teil und gewann internationale Musikfestivals. Ihr Talent für das feinfühlige Klavierspiel der Werke Frédéric Chopins stellte sie auch in Reinbek unter Beweis. Das verträumte Nocturne Nr. 2 E-Dur op. 62 bildete den Auftakt. Den Walzer in As-Dur posth. knüpfte sie elegant interpretiert an das Nocturne an. Mit der virtuos und euphorisch interpretierten Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23 beendete die junge Künstlerin ihren wunderbaren und einprägsamen Auftritt.


Hervorragendes, ausgewogenes Zusammenspiel

Das Publikum würdigte ihr Spiel mit Bravo-Rufen und bat sie gleich dreimal für ihren Applaus auf die Bühne. Wahrlich hat Laura Mota Pello mit ihrer Ausstrahlung, ihrer Liebe zu den Stücken und ihren Interpretationen das Publikum verzaubert. Mit ihrer „Virtuosität und Spielfreude“ erreichte das hervorragende Duo mit Clara Biermasz und Reinhard Latzko das Publikum im Innersten. Ihr hervorragendes, ausgewogenes Zusammenspiel begeisterte die Gäste. Die Künstler überzeugten mit ihrem Gespür für die Werke und die Nähe zum Publikum alle Anwesenden.

In spontanen feinsinnigen und auch erheiternden Werkeinführungen gaben Reinhard Latzko und Clara Biermasz wissenswerte Informationen zu den interpretierten Stücken. Die Sonate a-Moll D 821 Robert Schumanns beispielsweise ist ursprünglich für Klavier und Arpeggione – eine „Streichgitarre“ – komponiert. Allerdings ließe sich diese Streichgitarre mit ihren sechs Saiten kaum spielen, weswegen es für alle Cellisten ein Entgegenkommen gewesen sei, die Sonate für das herkömmliche 4-saitige Violoncello umzuschreiben. Wieder in der „Chopiniade“ angelangt, folgte vor der Pause Chopins Introduction & Polonaise brillante C-Dur op. 3 für Violoncello und Klavier.


Sensibel und akkurat

Bereits in der Pause waren viele begeisterte und lobende Worte des Publikums zu vernehmen. Angeregte Gespräche über den beeindruckenden Konzertabend wurden mit Spannung auf das Kommende im 2. Akt geführt. Die Spannung des Publikums wurde mit Bearbeitungen der Chopin-Etüden cis-Moll op. 25 Nr. 7 und es-Moll op. 10 Nr. 6 des russischen Aleksandr Glazunov aufgefangen.

Höchst sensibel und akkurat gestalteten Clara Biermasz und Reinhard Latzko die für Violoncello und Klavier bearbeiteten Chopin-Werke. Den Abschluss des Programms bildete Chopins Violoncello-Sonate – Chopins letztes Werk, das er mit einer Opuszahl versah. In seiner Einführung erläuterte Reinhard Latzko, dass Chopin diese Violoncello-Sonate dem befreundeten Cellisten Auguste-Joseph Franchomme widmete. Nicht ausgeschlossen sei es, dass dieser an der Komposition mitwirkte, da die Cellostimme für einen ausschließlich für Klavier komponierenden Musiker ungewöhnlich gut cellistenhaft ausgefallen sei. Reinhard Latzko betonte die „grandiose“ Herausforderung, die sich in dieser Sonate dem Pianisten stellt. Die „Virtuosität und Spielfreude“ des Duos spürte das Publikum in dieser virtuosen und fesselnd interpretierten Sonate besonders nach.


Nähe zwischen Künstlern und Publikum

Dieses wunderbare musikalische Erlebnis aufgreifend, bat Herr Prof. Hubert Rutkowski nach dem letzten Klang und Applaus die Künstler auf die Bühne, die zur Freude des gespannten Publikums eine Zugabe spielten. Die Nähe zwischen Künstlern und Publikum, die während des gesamten Abends herrschte, hielt bis zum Abschied an. Mit spontanen Gesprächen zwischen Gästen, dem Vorstand der Chopin-Gesellschaft und den Künstlern klang das Konzerterlebnis persönlich und anhaltend aus.

Die nächste Möglichkeit, diese sympathische Atmosphäre zu erleben, wird das 2. Chopin-Festival 2019 Hamburg sein, zu dem Sie eingeladen sind.

Herzlichen Dank, liebe Gäste, dass Sie mit uns diesen wertvollen Konzertabend geteilt haben. Auch gilt unser Dank Frau Dr. Daniela Nerlich und Herrn Rolf Nerlich für die Ausrichtung des Abends. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Ihnen und sicherlich auch mit den großartigen Künstlern Laura Mota Pello, Clara Biermasz und Reinhard Latzko, welche erfreut von der Intensität des lauschenden Publikums, der sie umgebenden Atmosphäre und den anschließenden Gesprächen, sehr gerne wieder kommen werden.

Von Nora Ebneth, 19.05.2019