Hubert Rutkowski gab im märchenhaften Schloss Reinbek ein wahrhaft fantastisch-fantasievolles Recital. Die Gäste, die sich am 1. Oktober im Festsaal einfanden, wurden von Hubert Rutkowskis fantasiereichen Improvisationen ganz im Stil von Mozart, Schumann, Leschetizky, Chopin, so der Programmtitel, verzaubert. Ein wahrliches Highlight!
Hanna Rehberg auf der Startbühne
Den Beginn des Klavierabends bildete die 19-jährige Hanna Rehberg. Mit Frédéric Chopins träumerischem Nocturne As-Dur op. 32 Nr. 2 und einer Stückauswahl aus Robert Schumanns Papillons op. 2 führte sie in die romantische Epoche. Ihre zarten, spielerischen Interpretationen ließen die Gäste gespannt ihr und den Stücken lauschen. Nach ihrem Auftritt verriet sie unter der Moderation von Frau Dr. Daniela Nerlich, dass sie ab diesem Monat ein Studium der Rechtswissenschaft beginnen wird. Einige Gäste bedauerten dies, freuten sich aber mit Hanna Rehberg und genossen umso mehr ihren großartigen Auftritt.
Pianistisch höchst anspruchsvolles Recital
Das Besondere neben der Klaviermusik bildete die Moderation, die Hubert Rutkowski als Intendant der Chopin-Gesellschaft Hamburg & Sachsenwald e. V. selbst übernahm. Für die Gäste sehr interessant, waren seine Anmerkungen zu den Stücken und den Interpretationen. Nicht ohne Grund wünschte er den Gästen vor seinem ersten Stück einen „schönen, fantasievollen Abend.“
In Mozarts kurzweiliger Fantasie d-Moll KV 397 beispielsweise konnten die Gäste Hubert Rutkowskis eigene Improvisationen heraushören – ganz so, wie das Improvisieren zu Mozarts Zeit gepflegt wurde. Mit dunklen, langsamen Arpeggien begonnen, über einen raschen A-Dur-Aufstieg führt die Fantasie zur zarten, sehnlichen d-Moll-Melodie. Die Fantasie setzt sich aus mehreren Abschnitten zusammen, die im ersten Moment unabhängig voneinander wirken aber das Stück dennoch als Ganzes präsentieren. Bereits in dieser Fantasie waren Hubert Rutkowskis Idee, Eleganz und enorme Fingerfertigkeit nicht zu überhören.
Robert Schumanns Fantasie C-Dur op. 17 bildete den ersten großen Moment des Recitals. Die ausgesprochenen technischen und gestalterischen Anforderungen schienen Hubert Rutkowski nicht zu beeindrucken. Perlend klar, energisch und eben auch fantastisch erklangen die drei Sätze unter Hubert Rutkowskis Fingern.
Präzise Artikulation und wunderbares Spielgefühl
Nach einer köstlichen Stärkung in der Pause, kehrten die Gäste zurück in den Saal, um Theodor Leschetizkys Barcarolle op. 39 Nr. 1 und Frédéric Chopins Sonate h-Moll op. 58 zu lauschen.
Leichte Arpeggien, ein synkopierter Rhythmus, Triolen und schnelle Läufe in Primen und Terzen lassen die Barcarolle durchaus fantastisch klingen. Hubert Rutkowskis präzise Artikulation und sein wunderbares Spielgefühl verwandelten das Stück mit dem Untertitel Venitienne in einen Ausflug in eine andere Zeit und zu einem anderen Ort. 1889 erstmals veröffentlicht, fällt Leschetizkys Komposition in die Zeit des Naturalismus und hat doch romantische Züge inne.
Mit Chopins Musik begann und endete das Konzertprogramm. Diese Sonate h-Moll, 1844 fertiggestellt, ist die letzte Sonate, die Frédéric Chopin komponierte. Sie lässt den Hörer träumen, verzweifeln, rasen und auch wieder Ruhe finden. Diese knapp halbstündige Sonate war als Abschlussstück Hubert Rutkowskis grandiosen Recital-Programms vorgesehen. Eine pianistische Höchstleistung – und das, wo bereits die herausfordernde Fantasie Schumanns im selben Konzertabend erklang. Nochmals bewies Hubert Rutkowski seine eiserne Konzentration und Ausdauer, sein absolut feines Gespür für die kleinsten Nuancen der Musik sowie seinen Ideenreichtum zur Gestaltung der Musik.
Mit Standing Ovations honorierte das euphorische Publikum Hubert Rutkowskis Recital. Erst nach drei Zugaben ließ das Publikum den Pianisten von der Bühne gehen. Frau Dr. Nerlich überreichte beiden Pianisten des Abends, Hanna Rehberg und Hubert Rutkowski einen Dankes-Blumenstrauß und verabschiedete die Pianisten sowie die Gäste mit herzlichen Worten.
Von Nora Ebneth, 06.10.2019