Chopin und Schumann

Salonkonzert mit Dr. Manfred Dahlke (Moderation) sowie Zuzanna Pietrzak, Marta Leiva und Siying Qin (Klavier)

Ein subjektiver Bericht über einen atmosphärischen, bereichernden literarischen Konzertabend

Text: Anna C. Mulder

Der Salon-Abend am 22. September im Lichtwarksaal, mit Chopin-Konzert und literarischem Schumann-Vortrag, schuf eine akustisch immerwährende Realität inmitten unserer vom Chaos sich in Digitalitäten überlagernden Welt.

Drei mutige und ausgezeichnete Pianistinnen waren kurzfristig für ein Pianisten-Duo eingesprungen und präsentierten sich als wahre Amazonen des Klanges: Zuzanna Pietrzak, Martha Leiva, Xhing Ciyong.

Abwechselnd begleiteten sie den fundierten Vortrag von Dr. Manfred Dahlke. Darüber hinaus fand das Publikum in Professor Hubert Rutkowski einen charmanten Moderator, der anfängliche technische Schwierigkeiten mit Esprit und Leichtigkeit am Flügel und im Gespräch mit dem Publikum zu überbrücken wusste.

Der berührende Chopin-Schumann-Abend mit den drei Pianistinnen und dem Gelehrten verlief spannend. Dr. Manfred Dahlke hielt einen facettenreichen, literarischen Vortrag über Schumann und dessen kritische Einschätzung zu Chopins Werken. Er zeichnete den roten Faden der Bewunderung vonseiten des Tondichters Robert Schumann und Clara Wiecks für Chopins Genius nach. Hierbei wurden Jahreszahlen zu Geburtsjahren "zauberischer" (Schumann) musikalischer Kompositionen. Mazurka, Nocturnes ... musikalische Aussagen und Variationen bekamen historische Zuweisungen. Sie erhielten Relevanz im Zusammenhang mit dem Puls eines Lebens, das nicht nur Historie, sondern auch "Jetzt, Hier und Heute" ist: Musik, Kultur, Gesellschaft.

Die inspirierend vorgetragenen Essenzen der Schumannschen Einsichten über Chopins Schaffen verdichteten sich zu einem ins Herz treffenden Salonkonzert. Schichten von Gedanken und Ideenbildern fanden sich in dem Zusammenspiel des Vortrags mit dem Spiel der drei Pianistinnen vereint. Fulminant geleitet von Noten und auch literarisch herübergerettet aus vergangenen Jahrhunderten.

Darin offenbarte sich die Direktheit des Genies Chopins: das Unmittelbare von gefühlten, gedachten, hörbaren und doch nie gehörten Worten ... Gedanken, die sich in seinen Kompositionen verbergen - all das Ungesagte über Variationen sämtlicher Skalen der Emotionen: Zartheit und Vertrauen, Zerrissenheit, Sanftmut, Enttäuschung, verletzte Lebensträume, Entsagung und Wut, Mut zur Empörung und Trauer, Aufbruch, ungestümer Entdeckergeist, spontane Freude, Liebe zum Leben und zur Musik.

Es war, als würden die Interpretationen der Chopinschen Kompositionen einst engagiert geführte Gespräche wieder hervorzaubern. Kluge Unterredungen, wie sie einst möglich waren und heute oft fehlen. Es wurde fokussiert musikalisch ein Sinn hergestellt, in einer Welt, die allerorten droht, sich im technisch produzierten Getöse kontinuierlich selbst zu übertönen.

Marta Leiva, Siying Qin und Zuzanna Pietrzak und Dr. Manfred Dahlke verstanden es, dieses essentielle Erlebnis gemeinsam zu gestalten. Durch sie wurde das Publikum erinnert, dass eine Welt ohne den Mut sich spontanen Herausforderungen zu stellen, einfach ärmer ist. Und so bin ich, sind wir, Zuhörende des Abends, bereichert worden. Das Leben mit Chopin ist inspirierend schön.