Nocturne auf Gut Schönau

Preisträger musizieren – eine Veranstaltung der Chopin-Gesellschaft Hamburg & Sachsenwald e.V. am 03. November 2017

Auf Gut Schönau erwarteten die Besucher der diesjährigen Nocturne schon festlich gedeckte Tische und ein von Kerzenschein und Schmucklichtern erleuchteter Saal. Zum Drei-Gänge-Menü reichten vier junge Klavierkünstler und Preisträger von Klavierwettbewerben ein ausgewähltes Programm. Professor Rutkowski, als Präsident der Chopin-Gesellschaft, begrüßte alle Anwesenden. Im Verlauf des Abends sollten aber auch die Pianisten zu Wort kommen. Kenntnisreich versorgten sie die Zuhörerschaft ein wenig mit Hintergrundwissen zu ihren Stücken, womit die Musik zu einem noch größeren Genuss wurde. Professor Rutkowski unternahm auch mit jedem der Künstler ein kurzes Interview. Dies lockerte die Darbietung auf schöne Art auf und man bekam einen kleinen Einblick in die Arbeit und Gedanken der Pianistin und der Pianisten. Jeweils für ca. eine halbe Stunde spielten sie auf dem eigens für dieses Ereignis aufgestellten Steinway-Flügel. Das Zuhören war angenehm, denn der Service im Saal verlief fast geräuschlos, sodass man den klassischen Klängen in Ruhe lauschen konnte.


Herbst und Hände

Die logistische Herausforderung im Hintergrund, um die Pianisten zur rechten Zeit vor Ort zu haben, wurde ebenfalls sehr gut gemeistert. Dazu muss man wissen, dass die Hände der Künstler für die Vorführung gut aufgewärmt sein müssen. Besonders bei den kühlen Temperaturen des Spätherbsts, mussten wir als Veranstalter darauf achten, ihnen Zeit und Raum hierfür zu bieten. Die Pianisten tragen dafür Sorge, die Handschuhe möglichst erst kurz vor dem Auftritt abzustreifen.

Der jüngste Klavier-Künstler, Malte Henrik Gohr (15 Jahre), eröffnete den Reigen. Er hat bereits 2016 erste Preise am Kammermusikwettbewerb von Jugend musiziert und beim Bergedorfer Musikantenwettstreit gewonnen. Mit seinem Wissen über Beethoven versetzte das Publikum in Erstaunen. Auf seine kunstvoll vorgetragene Beethoven-Sonate folgte eine Sonate von Chopin.

Der nächste Piano-Künstler, Robert Maciejowski, stammt aus Polen und lebt erst seit einigen Monaten in Deutschland. Der sympathische Preisträger internationaler Klavierwettbewerbe verfeinerte sein Können auch bereits in Meisterkursen und studiert heute an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Sein Spiel von Peter Tschaikowskys Nocturne und der Nocturne in Es-Dur Op. 55 Nr. 2 von Frédéric Chopin war konzentriert und sehr hingebungsvoll.


Blick über den Tellerrand

Der aus Frankreich stammende Timothée Urbain begeisterte die Zuhörer mit Präludium und Fugue aus dem „Wohltemperierten Klavier“ Bachs. Der Master-Absolvent für Komposition und ist auch Träger des Chopin-Konzertpreises beim Theodor Leschetizky Klavierwettbewerb Polnischer Musik in Hamburg 2017. Ungewöhnliches hatte er mit Stücken des Komponisten Olivier Messiaen (1908 - 1992) mitgebracht. Die modern angelegten Stücke waren eine interessante klangliche Herausforderung für das Ohr und gewährten einen ansprechenden Blick über den Tellerrand hinaus. Mit einem brillant gespielten Scherzo von Chopin holte Herr Urbain sein Publikum wieder zurück in die „heimatlichen Gefilde“ der Gesellschaft.

Den Abschluss – diesmal also nicht „ladies first“ – bildete Sijia Ma. Die in China gebürtige junge Dame studiert (seit dem Abschluss ihres Klavier-Studiums 2013) bei Prof. Hubert Rutkowski und gewann Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Im Jahr 2017 war Sijia Ma Preisträgerin des Steinway-Förderpreises in Hamburg und konzertierte in Deutschland und China. Im Zusammenhang mit ihrer Darbietung berichtete sie fröhlich und unterhaltsam über die Geschichte des Fischers und der Nixe. Nach einer Fantasie von Felix Mendelssohn Bartholdy zeigte sie ihr Können mit Drei Choral-Preludien nach J. S. Bach von Ferruccio Busoni und Chopins Ballade Nr. 3 As-Dur Op. 47.

Es war wieder einmal ein sehr gelungener Abend mit jungen hervorragenden Piano-Künstlern zur Nocturne auf Gut Schönau. Die Einstimmung auf die vorweihnachtliche Zeit, die kurzweiligen Einführungen, das festliche Mahl und der Kerzenschein brachten einen ganz eigenen Zauber, um der dunklen Jahreszeit einen echten Glanzpunkt zu verleihen.

Um diese schöne Tradition im Sinne Chopins fortzusetzen, ist auch schon die nächste Nocturne für das kommende Jahr auf Gut Schönau-Ohe geplant. Am ersten Novemberwochenende lädt die Chopin-Gesellschaft Hamburg Sachsenwald e.V. wieder zu einem stilvollen Konzertabend ein und wird die Mitglieder und Freunde der Gesellschaft rechtzeitig informieren.